Offener Brief des UV zur Schließung des Kunsthistorischen Instituts Osnabrück
2017
Um gegen die drohende Schließung des Kunsthistorischen Instituts in Osnabrück zu protestieren, hat der Vorstand des Ulmer Vereins im Januar 2017 einen Offenen Brief verfasst, der von zahlreichen Mitgliedern unterzeichnet wurde. Dieser wurde am Montag, den 16. Januar 2017, an Gabriele Heinen-Kljajić, Ministerin für Wissenschaft und Kultur des Landes Niedersachsen, sowie an Wolfgang Lücke, Präsident der Universität Osnabrück, versandt.
Pressebericht der Neuen Osnabrücker Zeitung: http://www.noz.de/lokales/osnabrueck/artikel/836791/ulmer-verein-protestiert-fuer-osnabruecker-kunstgeschichte-institut
Schliessung des KHI Osnabrück
Den Vorstand erreichte die bestürzende Nachricht, dass das Kunsthistorische Institut der Universität Osnabrück auf Entscheidung des Präsidiums vom 18. Januar 2018 endgültig geschlossen wird.
https://www.noz.de/lokales/osnabrueck/artikel/1007666/endgueltig-uni-osnabrueck-schliesst-die-kunstgeschichte
An die
Ministerin für Wissenschaft und Kultur
des Landes Niedersachsen
Frau Gabriele Heinen-Kljajić
Hannah-Arendt-Platz 1
30159 Hannover
An den
Präsidenten der Universität Osnabrück
Herrn Prof. Dr. Wolfgang Lücke
Neuer Graben / Schloss
49074 Osnabrück
Offener Brief: Schließung des Kunsthistorischen Instituts der Universität Osnabrück
Sehr geehrte Frau Ministerin,
sehr geehrter Herr Präsident,
mit diesem Schreiben bringt der Ulmer Verein – Verband für Kunst- und Kultur-wissenschaften e.V. als Berufsverband der Kunsthistoriker*innen im deutsch-sprachigen Raum seine Bestürzung über die Meldung der Schließung des Kunst-historischen Instituts der Universität Osnabrück zum Ausdruck. Wir befürchten weitreichende Folgen für die Stadt Osnabrück und ihre Universität, das Land Niedersachsen sowie darüber hinaus die deutschsprachige Kunstgeschichte und regen daher dringend an, Ihre Entscheidung zu überdenken.
Das Institut für Kunstgeschichte in Osnabrück ist eines von nur vier kunsthisto-rischen Instituten in ganz Niedersachsen. Im Falle einer Schließung würde der Wissenschaftsstandort Niedersachsen erheblich an Attraktivität hinsichtlich der Vielfalt von Forschung, Studium und Lehre einbüßen. Mit der geplanten Maßnahme geben die Stadt Osnabrück und ihre Universität nicht nur einen wichtigen Grund-baustein zur Erschließung lokaler Kultur auf, sondern verhindern darüber hinaus jene Forschung, die der Einbettung der niedersächsischen Kulturlandschaft in den globalen Kunstgeschichtskontext dient. Ist es doch gerade dieses bedeutende Forschungsfeld, welches durch das Kunsthistorische Institut Osnabrück stets befördert wurde und wie es auch aus den aktuell laufenden Projekten evident wird. So ist zum Beispiel eine fundierte wissenschaftliche Bearbeitung zahlreicher nieder-sächsischer UNESCO-Welterbestätten nach einer Schließung des Instituts erheblich erschwert. Die deutschsprachige Forschungslandschaft verlöre zudem eine wichtige Institution engagierter, kritischer Kunstgeschichte. Initiiert durch unser verstor-benes Mitglied Frau Prof. Dr. Jutta Held, besitzt das Kunsthistorische Institut Osnabrück auch aktuell mit Beiträgen zur Migrations-, Transkulturalitäts- und Geschlechterforschung hohe internationale Strahlkraft. Eine kritische Kunstge-schichte, die sich der gesellschafts-politischen Herausforderungen unserer kulturell diversen Gegenwart annimmt, darf der Stadt Osnabrück und ihrer Universität sowie dem Land Niedersachsen gerade jetzt nicht entbehrlich sein.
Konkrete Auswirkungen sehen wir nicht zuletzt auch für die Lehrerbildung. Da die Osnabrücker Kunstgeschichte den gesamten kunstwissenschaftlichen Teil der Bachelor- und Masterausbildung für Kunstlehrer an der Universität bestreitet, würde bei Schließung des Instituts eine gravierende Lücke in diesem wichtigen Bereich entstehen.
Die Gründe für die Schließung – soweit aus den Medien bekannt – erschrecken uns über alle Maßen. Der gegenseitigen Abwägung von Geistes- und Naturwissen-schaften im Sinne ihrer wirtschaftlichen Gewinnausschüttung nachzugeben, ist überaus bedenklich. Anstatt geisteswissenschaftliche Institute zu schließen, sollte die Frage nach dem Potenzial der Erkenntnisse interdisziplinären Forschens in den Vordergrund rücken. Es ist vielmehr erforderlich, Schnittstellen zwischen beiden Bereichen zu schaffen, anstatt eine künstlich kreierte Konkurrenzsituation zu befördern, denn nur gemeinsam können wir uns als Gesellschaft den Heraus-forderungen der Gegenwart stellen. Zudem eröffnet sich die Frage, ob die durch die Schließung eingesparten Gelder den dadurch entstehenden Image-Schaden auch nur ansatzweise beheben können.
Angesichts solcher Aussichten lohnt ein Blick in das Nachbarland Nordrhein-Westfalen. Dort hat man erkannt, welches Potenzial in der Erforschung und Vermittlung unseres kulturellen Erbes liegt. An der Universität Bielefeld wird seit einigen Jahren eine kunstgeschichtliche Abteilung aufgebaut. Und auch die Universität Paderborn hat seit langem die Zeichen der Zeit richtig gedeutet und eine Professur für Kulturerbe eingerichtet.
Der Erhalt des Kunsthistorischen Instituts in Osnabrück wäre aus den genannten Gründen ein Beitrag zu einer nachhaltigen Wissenschafts- und Bildungspolitik. Wenn, wie geplant, ausgerechnet zum Jahr des Europäischen Kulturerbes 2018 eine Aufnahme in die kunstgeschichtlichen Studiengänge an der Universität Osnabrück nicht mehr möglich ist, käme dies einer Bankrotterklärung der niedersächsischen Hochschul- und Kulturpolitik gleich. Der Ulmer Verein – Verband für Kunst- und Kulturwissenschaften e.V. hat diesen offenen Brief auch auf seiner Homepage veröffentlicht (http://www.ulmer-verein.de/).
Bitte teilen Sie uns mit, zu welcher Entscheidung Sie kommen.
Mit freundlichen Grüßen,
- Ann-Kathrin Hubrich, Vorstand Ulmer Verein/ Universität Hamburg
- Henry Kaap, Vorstand Ulmer Verein/ Freie Universität Berlin
- Dr. des. Yvonne Schweizer, Vorstand Ulmer Verein/ Universität Bern
- Anne Röhl, Vorstand Ulmer Verein/ Universität Zürich
- Dr. Frank Schmitz, Freie Universität Berlin
- Prof. Dr. Martin Papenbrock, Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
- Prof. em. Dr. Norbert Schneider, Karlsruhe, Institut für Kunst- und Baugeschichte am KIT
- Prof. Dr. Philipp Zitzlsperger, AMD Akademie Mode&Design
- Prof. Dr. Anna Minta, Redaktion kritische berichte / Katholische Privat-Universität Linz
- Prof. em. Dr. Monika Wagner, Universität Hamburg
- Dr. Brigitte Sölch, Kunsthistorisches Institut in Florenz (MPG)
- Prof. Dr. Joseph Imorde, Redaktion kritische berichte / Universität Siegen
- Dr. Carolin Behrmann, Kunsthistorisches Institut in Florenz (MPG)
- Prof. Dr. Änne Söll, Redaktion kritische berichte / Ruhr-Universität Bochum
- PD Dr. Hildegard Frübis, Berlin/ Graz
- Prof. Dr. Barbara Lange, Kunsthistorisches Institut der Eberhard Karls Universität Tübingen
- Prof. Dr. Verena Krieger, Friedrich-Schiller-Universität Jena
- Prof. Dr. Robert Felfe, Redaktion kritische berichte / Universität Hamburg
- Prof. em. Dr. Werner Busch, Freie Universität Berlin
- Prof. Dr. Insa Härtel, International Psychoanalytic University Berlin (IPU)
- Dr. Lucas Elmenhorst, Rechtsanwalt/Kunsthistoriker, Berlin
- Prof. Dr. Lars Blunck, Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg
- Prof. Dr. Katharina Sykora, Hochschule für Bildende Künste Braunschweig
- Johanna Ziebritzki, Hochschule für Gestaltung Karlsruhe
- Prof. Dr. Hiltrud Kier, Kunsthistorisches Institut der Universität Bonn
- Prof. Dr. Birgit Mersmann, Vertretungsprofessorin für Kunst der Moderne und Gegenwart/Ästhetische Theorien, Universität zu Köln
- Prof. Dr. Michael Müller, Bremen
- Prof. Dr. Ulrike Bergermann, Hochschule für Bildende Künste Braunschweig
- Dr. Armin Bergmeier, Universität Leipzig
- Prof. Dr. Klaus Herding, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt
- Prof. Dr. Susanne Deicher, Hochschule Wismar
- Dr. des. Anja Schürmann, Heinrich-Heine Universität Düsseldorf
- Martin Hartung, M.A., ETH Zürich
- Thomas Hammacher, M.A., Agentur scopium, Essen
- Dr. Juliane Noth, Freie Universität Berlin
- Prof. Dr. Victoria von Flemming, Hochschule für Bildende Künste Braunschweig
- Dr. Susanne Tauss, Kunsthistorikerin, Osnabrück
- Dr. Vera Wolff, ETH Zürich
- Prof. em. Dr. Florian Zimmermann, Hochschule München, Fakultät für Architektur
- Prof. Dr. Burcu Dogramaci, Institut für Kunstgeschichte der LMU München
- Christoph Harwart MA, Hamburg
- Sotirios Bahtsetzis, Department of History of Art, The American College of Greece
- Prof. Dr. Alexandra Karentzos, Technische Universität Darmstadt
- Dr. Elke Anna Werner, Freie Universität Berlin
- Prof. Dr. Tristan Weddigen, Kunsthistorisches Institut der Universität Zürich
- Franziska Lampe, Universität Heidelberg
- Dr. Philippe Cordez, Ludwig-Maximilians-Universität München / Université
de Montréal
- Carsten Schiefer, Geschäftsführer AQuD Wissenschaftsberatung, Berlin
- Dr. Kathrin Hoffmann-Curtius, Independent Scholar, Berlin
- Prof. (i.R.) Dr. Silke Wenk, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
- Dr. Irene Below, ehem. Universität Bielefeld, Werther
- PD. Dr. Christian Fuhrmeister, Zentralinstitut für Kunstgeschichte
- Prof. Dr. Jörg Haspel, Präsident des Deutschen Nationalkomitees von ICOMOS
- Dr. Christoph Machat, Vizepräsident des Deutschen Nationalkomitees von ICOMOS
- Prof. Dr. Sigrid Brandt, Generalsekretärin des Deutschen Nationalkomitees von ICOMOS
- Prof. Berthold Burkhardt, Vorstandsmitglied des Deutschen Nationalkomitees von ICOMOS
- Luise Rellensmann, M.Sc., Vorstandsmitglied des Deutschen Nationalkomitees von ICOMOS
- Dr. des. Ivo Raband, Universität Bern / Alumnus der Universität Osnabrück
- Dr. Yannis Hadjinicolaou, Humboldt Universität zu Berlin
- Dr. Alma-Elisa Kittner, Universität Duisburg-Essen
- Dr. Julian Blunk, Freie Universität Berlin
- Dr. Andrea Linnebach-Wegner, Universität Kassel, Institut für Germanistik
- Thorsten Schneider MA, Kunstakademie Münster
- Prof. Dr. Kerstin Pinther, LMU München
- Prof. Dr. Ellen Spickernagel, Justus-Liebig-Universität Gießen
- Miriam Oesterreich, M.A., TU Darmstadt
- Prof. Dr. Ilka Becker, Hochschule für Künste Braunschweig
- Dr. Sabine Kampmann, Ruhr-Universität Bochum
- Katrin Kaptain, M.A., Berlin
- Prof. Dr. Klaus Jan Philipp, Institut für Architekturgeschichte der Universität Stuttgart
- Prof. Dr. Bettina Uppenkamp, Hochschule für Bildende Künste Dresden
- Prof. Wolfgang Brauneis, Kunstakademie Münster
- Dipl.-Ing. Eberhard Wühle, Mitglied des Vorstands der Stiftung Springhornhof
- Margarete Pratschke, ETH Zürich
- Dr. Sophie Junge, Kunsthistorisches Institut der Universität Zürich
- Prof. Dr. Julia Gelshorn, Universität Freiburg (CH)
- Jochen Vennebusch, Universität Hamburg
- Prof. Dr. Erich Franz, Honorarprofessor an der Kunstakademie Münster / ehem. stellv. Direktor am LWL-Landesmuseum für Kunst und Kultur, Münster
- Dr. Stefanie Stallschus, Technische Universität Berlin
- Prof. Dr. Gabriele Genge, Universität Duisburg-Essen
- Benedikt Fahrnschon, Kunstakademie Münster
- Fabian Röderer, Universität Hamburg
- Prof. Dr. Jan Hirschbiegel, Universität Kiel
- Charlotte Plückhahn, Universität Hamburg
- Marie Lynn Jessen, Universität Hamburg
- Sarah Ströbele, Technische Universität Berlin
- Dr. Susanne Märtens, Kunsthochschule Kassel/ Universität Kassel
- Prof. Dr. Alexis Joachimides, Universität Kassel/ Kunsthochschule
- Dr. Marvin Altner, Universität Kassel/ Kunsthochschule
- Davide Ferri, Humbold-Universität zu Berlin
- Birte Hinrichsen, Universität Hamburg